Bericht: Fishbowl-Diskussion zu Streetwork/Jugend im SWV am 1. Okt

Jugendliche im Sonnwendviertel – ein Thema, das viele bewegt. Gleichzeitig gibt es dazu sehr unterschiedliche Wahrnehmungen: von Sorgen und Ärger bis hin zum Wunsch, besser ins Gespräch zu kommen.

Am 1. Oktober 2025 fand im Sonnwendviertel ein besonderes Treffen statt. Engagierte Bewohner:innen und Streetworker:innen von FAIR-PLAY-TEAM kamen zusammen, um offen über Herausforderungen, Sorgen und Erfolge im Zusammenleben mit Jugendlichen im SWV zu sprechen.

Sorgen der Nachbarschaft ernst genommen

Ein Schwerpunkt des Treffens war das Spannungsfeld zwischen Jugendlichen, die Parks und Plätze nutzen, und Anwohner:innen, die sich Ruhe und Sicherheit wünschen. Viele schilderten, wie belastend Lärm, Müll oder große Jugendgruppen sein können – gerade am Abend oder in der Dunkelheit.

Diese Sorgen wurden klar benannt und von allen Anwesenden anerkannt. Gleichzeitig wurde betont: Jugendliche brauchen Orte für Begegnung.

Ein ehrlicher Austausch

Anwohner:innen berichteten offen von Sorgen, aber auch von gelungenen Momenten. Manche sprachen Jugendliche direkt an, andere fühlten sich zu unsicher. Viele wünschten sich Tipps, wie man deeskalierend wirken kann.

Die Streetworker:innen gaben Impulse zur gewaltfreien Kommunikation, erklärten ihre Arbeitsweise und machten deutlich: Sie arbeiten mit dem, was da ist und möglich ist – nicht mit Idealbildern.

Erste Verbesserungen – doch der Weg ist lang

Positiv hervorgehoben wurde, dass sich bereits einiges zum Besseren entwickelt hat:

  • Das Problem mit Böllern und Feuerwerkskörpern ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.

  • Die Polizei zeigt mehr Präsenz im Viertel.

  • Die Jugendarbeit wurde verstärkt und die Dienstzeiten ausgeweitet – mittlerweile auch mit Mitarbeiter:innen, die Arabisch und andere Sprachen sprechen.

  • Es gibt deutlich weniger große Ansammlungen von Jugendgruppen.

Doch klar ist auch: Das reicht noch nicht. Der Weg zu einem entspannten, respektvollen Miteinander im öffentlichen Raum ist ein Prozess, der Geduld, gemeinsame Verantwortung und viele kleine Schritte braucht. Helfen könnte auch bessere  bezirksübergreifende Zusammenarbeit von Dienststellen z.B. MA11 Kinder&Jugend.

Was können wir tun?

Jugendliche, die für Ärger sorgen, sind oft gar keine Bewohner:innen aus dem Viertel. Häufig handelt es sich um junge Menschen mit Fluchthintergrund, die vieles verloren haben und kaum Perspektiven haben. Es sind meist nur sehr wenige, die wiederholt auffallen („Systemsprenger“), und deren Mitläufer:innen, die aber wienweit für Probleme sorgen.

Mitarbeiter:innen von FairPlay und engagierte Bewohner:innen berichteten, dass es sich langfristig auszahlt, auf einzelne Jugendliche zuzugehen und Kontakt zu suchen.

In brenzligen Situationen, in denen Schlimmeres passieren könnte, ist es jedoch ratsam, die Polizei zu rufen.

Gelegenheiten für gute Begegnungen entstehen besonders durch gemeinsame Aktivitäten: Ein Vater erzählte, dass er mit seinem Sohn oft im Park Sport treibt – und dadurch in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen kommt, die sonst eher unter sich bleiben.

Zwei Projekte wurden als Beispiele genannt:

  • „Bewegung im Park“ – niederschwellige Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche.

  • „Platz für Frauen“ – ein Sportangebot für junge Frauen in Favoriten, das durch Sensibilisierung auch bei männlichen Platznutzern breite Akzeptanz fand.

Angedacht sind weitere Informationsabende, Sport- und Essensangebote im Park sowie eine Kleiderspende am 7. November in der Gudrunstraße 135

Zwei Welten – eine Brücke

Besonders berührend war der Gedanke, dass im Park zwei Welten aufeinandertreffen: Menschen mit gesicherten Lebensumständen und geflüchtete Jugendliche, die Heimat und Halt verloren haben. Ein Satz brachte es auf den Punkt: „Es fühlt sich an wie ein Hilfeschrei.“

In diesem Moment entstand spürbar gegenseitiges Verständnis – ein kleiner Schritt auf dem langen Weg zu mehr Miteinander.

Fazit & Ausblick

Dieser Abend hat gezeigt:

  • Die Sorgen der Bewohner:innen sind real und brauchen Gehör.

  • Es gibt Fortschritte – aber auch noch viel zu tun.

  • Gelingen wird es nur, wenn wir dranbleiben und Räume für Begegnung schaffen.

 


Veranstaltet vom Nachbarschaftsrat und moderiert durch Florian Bauernfeind. Location: Grätzlmixer